Dass die Pipa Solistin Yang Jing als "Rückgrat der heutigen chinesischen Musik (China Daily, 23. April 2001) bezeichnet wird, hat seinen guten Grund:
Schon mit dreizehn Jahren spielte sie im Orchester der Henan Oper, studierte am Konservatorium in Schanghai Pipa und Komposition und avancierte 1986 zur Solistin im chinesischen Nationalorchester, dem sie zwölf Jahre treu blieb.
Früh erntete sie die höchsten nationalen Auszeichnungen, ebenfalls die Goldmedaille und das "Höchste Künstlerische Ehrendiplom am 13. Weltjugendfestival. Im letzten Jahr ihres Studiums wurden ihr für ihre zwei bahnbrechenden Kompositionen "Jiu Lian Yu und "Pin Su je die höchsten Auszeichnungen für Komposition und Aufführung insgesamt vier Preise - im gleichen Wettbewerb verliehen, eine Leistung, die weder früher noch später je erreicht wurde.
Für ihre Komposition "Tanz entlang der Alten Seidenstrasse gewann sie 1993 - wiederum gleichzeitig - die höchsten nationalen Preise für Komposition und für ihr virtuoses Spiel. Diese Komposition wurde zum Pflichtstück für den nationalen Pipa-Wettbewerb 2004 gewählt. Diese und andere Solo-Kompositionen wurden 2004 gleichzeitig als CD, als DVD und als Noten- und Lehrbuch veröffentlicht. 2002 gewann sie mit dem Yui Ensemble den Spezialpreis am Internationalen Wettbewerb der Kammermusik in Osaka.
1992 wurde Frau Yang ins "Who"s Who der chinesischen Kunst aufgenommen. Seit 1997 vervollkommnet sie ihre Komponistinnenlaufbahn in Japan bei Minoru Miki und seit 1998 wird sie durch die renommierte Agentur "Japan Arts vertreten.
Ihre Konzerttourneen führten sie unter anderen in die Carnegie Hall in New York, die Suntory Hall in Tokyo, den Goldenen Saal des Musikvereins Wien und die Barbican Hall in London. Die Pipakonzerte, die sie mit Orchestern wie dem Tokyo Metropolitan Symphonie Orchester unter Naoto Ohtomo (CD: Minoru Miki: Pipa Concerto. Camerata Tokyo 2004), dem Yomiuri Nippon Symphonie Orchester unter Kurt Masur, dem BBC Symphonie Orchester von Wales unter Grant Llewellyn, der Honolulu Symphonie unter Alastair Willis, dem Boston Newton Symphonie Orchester unter Jeffrey Rink, der China Philharmonie unter Yang Yang oder dem Zürcher Kammerorchester unter Martin Lukas aufführte, wurden von Komponisten wie Minoru Miki, Julian Philips oder Mo Fan speziell für sie geschrieben.
Ihre Offenheit erlaubt ihr, mit verschiedensten Ensembles zu spielen: Sie gründete 1996 "Qing Mei Jing Yue , das erste chinesische Konzert-Quartett mit weiblichen Solistinnen, spärer kamen andere Formationen dazu: seit 2002 ist sie die musikalische Leiterin des "Asia Ensemble in Tokyo und tritt regelmässig mit dem "Yui Ensemble auf. Seit vielen Jahren kreiert sie mit dem Schweizer Perkussionisten Pierre Favre, mit dem sie die CDs "Moments und "Two in One (Intakt CD 114, 2006) produzierte, immer wieder neue Klangwelten. Die Verbindung der chinesischen mit den kreativen wie den traditionellen Formen der westlichen Musik übt einen besonderen Reiz auf sie aus.
Im Februar 2006 brillierte sie in Minoru Mikis neuester Oper "Ai-en as Solistin auf der Opernbühne des Neuen Nationaltheaters in Tokyo. Die Presse war voll des Lobes für diese neuartige Darstellung des Instruments.
Die China-Tour des "Swiss Jazz Quintetts (Pierre Favre, drums; Frank Kroll, sax; Philipp Schaufelberger, guitar and Bänz Oester, double-bass) kulminierte im Schlusskonzert von "Jazzy Shanghai 06 : Yang Jing bewies, dass die Pipa in ihren Händen auch ein veritables Jazzinstrument ist.
Im September 2006 demonstrierte sie in Seminaren und Workshops an der Musikhoch-schule Zürich, wie nah die klassische chinesische Musik der kontemporären westlichen ist. Den Abschlussbeweis lieferte das Schlusskonzert der Studienwoche in der Tonhalle Zürich, wo sie mit dem Collegium Novum die Komposition des Wahlgenfers Wen Deqing "Spring, River and Flowers on a Moonlit Night" zur Premiere brachte.
Ihr grosses Verdienst aber ist es, der Pipa den gebührenden Platz unter den Soloinstrumenten wiederzugeben, den dieses Instrument schon vor tausend Jahren in China hatte.
Yang Jings Musik wurzelt, wie die Pipa selbst, in den chromatischen Harmonien der Tang Dynastie vor über tausend Jahren. Das Studium der ältesten Manuskripte aus dieser Blütezeit der chinesischen Kultur schufen in ihr ein Musikverständnis für die Gegenwart, mit deren neueren Harmonien sie sich in ihren Kompositionen ständig auseinandersetzt. So schafft sie musikalische Ausdrucksformen, die die Grenzen der klassischen Musik in jedem Sinne überschreiten. Dass diesen Errungenschaften ihre musikalische wie technische Virtuosität zugrunde liegt, bezeugen Kritiker und Publikum gleichermassen.